LVP und SLB starten Pilotprojekt für gemeinsame Hallenmeisterschaften
von C. Heilmann
Die Leichtathletikverbände Pfalz (LVP) und Saarland (SLB) haben beschlossen, erstmals gemeinsame Hallenmeisterschaften in ausgewählten Altersklassen durchzuführen. Mit diesem Schritt möchten beide Verbände Kräfte bündeln, ehrenamtliche Strukturen entlasten und die Leichtathletikfamilie enger zusammenführen.
Bereits im Vorfeld dieser Entscheidung wurden die Vereine der Verbände in einer Umfrage zu ihrer Meinung befragt – die Mehrheit der Vereine in beiden Verbänden hat sich für das Pilotprojekt ausgesprochen. Das Votum der Vereine war ein zentrales Kriterium für beide Verbände, damit diese in den Prozess eingebunden wurden und nicht gegen den Willen der Vereine entschieden wird – gelebte Entscheidungspartizipation, welche für beide Verbände an zentraler Stelle steht.
Pilotprojekt mit klaren Rahmenbedingungen
Das neue Modell gilt ausdrücklich nur für die Hallensaison und stellt einen zeitlich befristeten Versuch dar.
Die Freiluftmeisterschaften bleiben unverändert – hier wird es keine Änderungen oder Zusammenlegungen geben.
Im Rahmen der Pilotphase werden die Wettbewerbe wie folgt aufgeteilt:
- U18 & Aktive: Austragung der gemeinsamen Hallenmeisterschaft im Saarland
- U16 & U20: Austragung der gemeinsamen Hallenmeisterschaft in der Pfalz
Dieses Modell wird in den Jahren 2026 und 2027 erprobt und anschließend gemeinsam evaluiert.
Erstmals wird dabei auch ein gemeinsamer „Saar-Pfalz-Meister“ gekürt – ein neuer Titel, der die sportliche Verbundenheit beider Regionen symbolisiert und den besten Athletinnen und Athleten aus Saarland und Pfalz eine besondere Auszeichnung verleiht.
Warum gemeinsame Meisterschaften?
Der wichtigste Beweggrund für die Kooperation ist das Ziel, Kräfte zu bündeln und die Veranstaltungen effizienter zu gestalten. Beide Verbände stehen vor ähnlichen Herausforderungen: begrenzte personelle Ressourcen, steigende organisatorische Anforderungen und der Wunsch, den Athletinnen und Athleten hochwertige Wettkämpfe zu bieten.
Durch das gemeinsame Vorgehen können Kampfrichter, Helfer und Funktionäre gezielter eingesetzt werden, was zu einer spürbaren Entlastung des Ehrenamts führt.
Gleichzeitig entsteht durch die Zusammenlegung eine Bereicherung für die gesamte Leichtathletikfamilie – Athletinnen und Athleten aus beiden Regionen treffen aufeinander, profitieren von größeren Starterfeldern und einem intensiveren sportlichen Austausch. So wächst nicht nur die sportliche Qualität, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Verbände.
Antwort auf Bedenken
Die Verbände nehmen die im Vorfeld geäußerten Bedenken sehr ernst. Neben den häufig genannten längeren Fahrzeiten und der stärkeren Konkurrenz wurden auch Fragen zur Organisation, zur Verfügbarkeit von Kampfrichtern, zur Transparenz und zur Wahrung der Eigenständigkeit beider Verbände angesprochen.
Beide Verbände haben daher bewusst ein Konzept entwickelt, das diese Punkte berücksichtigt und praktikable Lösungen anbietet:
- Durch das Wechselmodell (Saarland ↔ Pfalz) werden längere Anfahrten fair verteilt, und die Distanzen bleiben im Vergleich zu anderen Regionen moderat.
- Die Organisation erfolgt partnerschaftlich – jede Meisterschaft wird von einem Verband federführend geleitet, mit Unterstützung des anderen.
- Beide Verbände bleiben eigenständig – die Kooperation ist ein gemeinsamer Versuch, kein Schritt zu einer Fusion.
- Größere Starterfelder und höhere Leistungsdichte steigern die sportliche Qualität und bereiten Athletinnen und Athleten optimal auf überregionale Meisterschaften vor.
„Uns ist bewusst, dass die Wege etwas länger werden und die Felder stärker besetzt sind. Aber genau das sind Merkmale eines qualitativ hochwertigen Wettkampfs. Wir wollen faire, gut besetzte Meisterschaften, die unsere Athletinnen und Athleten fordern und fördern – ohne dabei die Belastung aus dem Blick zu verlieren. Deshalb wechseln wir die Austragungsorte und behalten kurze Wege im Fokus.“
Thomas Beyerlein, Präsident des Leichtathletikverbands Pfalz (LVP)
Evaluation mit direkter Rückmeldung
Ein zentraler Bestandteil des Pilotprojekts ist die aktive Einbindung der Beteiligten.
Während der Meisterschaften werden direkt vor Ort Umfragen unter Athletinnen, Trainern, Vereinen und Kampfrichtern durchgeführt.
So sollen Rückmeldungen zu Organisation, Atmosphäre, Zeitplan und sportlichem Ablauf unmittelbar gesammelt und ausgewertet werden.
Diese Rückmeldungen fließen anschließend in die gemeinsame Evaluation ein, um die Erfahrungen beider Jahre (2026 und 2027) realistisch bewerten zu können.
Auf dieser Grundlage wird entschieden, ob das Modell fortgesetzt, angepasst oder beendet wird.
Kein Strukturwandel – sondern ein gemeinsamer Versuch
Die Verbände betonen, dass dieses Projekt kein Schritt zu einer Verbandsfusion ist, sondern ein kontrollierter Praxistest mit klarem Fokus auf organisatorische und sportliche Synergien.
"Ziel ist es, die Stärken beider Verbände zu nutzen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam die Qualität der Hallenmeisterschaften zu steigern – ohne bestehende Strukturen aufzulösen."
Lothar Altmeyer, Präsident des Saarländischen Leichtathletik Bundes (SLB)